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 Vortrag

"Bourgeois Virtues" / Prof. Deirdre McCloskey

Mittwoch 07.12.2011, 18:30 - 20:00



Veranstaltungsort:

Vorhoelzer Forum, Raum 5170, Institutsbau, Arcisstr. 21, 5. Obergeschoss, Südterrasse 

Vortragender
Prof. Deirdre McCloskey

First Munich Lecture in Business Ethics: Professor Deirdre McCloskey: "The Bourgeois Virtues"

Sind Kapitalismus, Globalisierung und die bürgerliche Mittelklasse ein Übel? Geht es nach der Meinung vieler westlicher Künstler und Intellektuellen seit 1848, ist das der Fall. Deirdre McCloskey, international bekannte Wirtschaftswissenschaftlerin, Historikerin und Kritikerin, zeigt, warum jene Denker sich irren. In ihrem 2006 erschienenen Buch The Bourgeois Virtues: Ethics for an Age of Capitalism (University of Chicago Press) tritt sie für eine neue Herangehensweise an das wirtschaftliche Geschehen ein. Um 1800 war die Klugheit Allzweck-Richtlinie in der Ethik. Doch die neue und eben erblühende Marktwirtschaft bedurfte der bürgerlichen Tugenden. McCloskey argumentiert, dass diese Tugenden eben jene sind, die in einer kapitalistischen Gesellschaft zum Tragen kommen – Liebe und Tapferkeit, Klugheit und Gerechtigkeit, Hoffnung, Glaube und Mäßigung. Als Kritikerin, die vom Standpunkt der modernen Wirtschaft aus argumentiert, belebt McCloskey die aristotelische Sozialphilosophie wieder – ohne dabei Zahlen und Daten außer Acht zu lassen. In ihrem Vortrag spannt sie den Bogen von Adam Smith bis zur amerikanischen Kultur-Satire „Babbitt“ und von Platon zu Arthur Millers Drama „Death Of A Salesman“. McCloskeys Geschichte nimmt ihren Ausgang im 17. Jahrhundert mit dem Aufstieg der Rhetorik der Klugheit in den Niederlanden und England, berichtet von ihrem Triumph während der schottischen Aufklärung und in den Ideen zur amerikanischen Kolonialzeit im 18. Jahrhundert, bis zu ihrem Niedergang ab 1848, das Shaw einst als das Jahr der „großen Umwälzung“ bezeichnete. Die Tugend-Ethik, so alt wie die Lehren des Aristoteles und so neu wie das feministische Gedankengut, zeigt eine Lösung, wie die Bourgeoisie ihrem wachsenden Selbsthass entkommen kann. Der Begriff „bürgerliche Tugenden“ muss somit kein Widerspruch in sich sein. Ökonomen sind dabei, die Tugenden zu erkennen, auf denen die Märkte basieren. Einige dieser Tugenden, gerade jene, die große Wertschätzung in der Philosophie und im Mythos erfahren, sind heidnischen oder christlichen, aristokratischen oder plebejischen Ursprungs. Wir brauchen neue Philosophien und neue Mythen, neue Lesarten der alten Tugenden, um einer hochentwickelten Welt gerecht zu werden, die eine durch und durch bürgerliche ist.

Der Vortrag eignet sich sowohl für ein Fachpublikum als auch für die Öffentlichkeit.

Veranstalter
Prof. Lütge, Prof. von Weizäcker

Ansprechpartner
Wirtschaftsethik@edu.tum.de


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